"Berlin im Dialog": Reformen im Gesundheitssystem kontrovers diskutiert
Während die Politik beginnt gesundheitspolitische Aufgaben aus dem Koalitionsvertrag abzuarbeiten und der Pharmadialog gerade gestartet wurde, diskutieren Entscheider aus Industrie, Politik, Selbstverwaltung und Wissenschaft bei der jährlichen gesundheitspolitischen Diskussionsveranstaltung „Berlin im Dialog (BiD)“ miteinander, wie Reformen im Krankenhaus und Arzneimittelbereich zu gestalten sind, um das Gesundheitssystem zukunftssicher zu machen.
Die neue Regierung ist im Mai dieses Jahres mit einem ambitionierten Koalitionsvertrag gestartet und legt nun schrittweise Gesetzesvorhaben für den Gesundheitsbereich vor. Der Zeitpunkt des Symposiums war daher für die zahlreichen Gäste Anlass, um über anstehende Reformen im Gesundheitsbereich zu diskutieren – während der Panels oder in den Pausen.
Christian Lauterbach, Geschäftsführer der Bayer Vital GmbH ging in seiner Eröffnungsrede auf die herausfordernde Zeit ein. Insbesondere die Preispolitik der USA versetze die Pharma-Branche in ein Spannungsfeld. Hoffnung mache ihm, dass eine starke Forschungslandschaft in Deutschland bestehe und die Bundesregierung mit dem Pharma- und Medizintechnikdialog erkannt habe, was nun zu tun sei. Er mahnte aber an: „Wir sind zu langsam. Wir brauchen mehr Geschwindigkeit in der Translation!“.
Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium und langjähriger BiD-Referent ging ebenfalls auf den Pharma- und Medizintechnikdialog ein, dessen erste Ergebnisse Ende März erwartet werden. Die Erwartungen seien hoch, aber es werde „keine Schnellschüsse“ geben. Er kritisierte zudem das Fehlen eines Dialogs seines Hauses mit US-Gremien zur Preispolitik. Dies müsse verbessert werden.
Prof. Leonie Sundmacher, Gesundheitsökonomin TU München präsentierte Reformoptionen für die Preissystematik innovativer Arzneimittel.
Prof. Josef Hecken, Unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses bewertete deren Machbarkeit und merkte an, dass einige Ansätze zwar richtig seien, aber noch rechtlich und systemisch zu prüfen wären.
Die Session „Daten retten Leben“ zeigte die konkrete Zusammenarbeit von Vivantes und Bayer. Beide Unternehmen betonten, Datenschutz als Möglichmacher zu verstehen. Vivantes stellte sein Datenauswertungszentrum vor und Dr. Christian Müller, Lead Data Generation bei der Bayer Vital erläuterte, wie die Nutzung von Sekundärdaten für die Schlaganfallforschung aussehen kann.
Der Bundestagsabgeordnete Dr. Janosch Dahmen (Bündnis 90/Die Grünen) und der parlamentarische Staatssekretär im BMG, Tino Sorge (CDU) mahnten am Schluss der Veranstaltung Strukturreformen an. Dahmen dazu: „es brauche zupackende Lösungen“ und Sorge: dabei solle man „disruptiver denken und Vorschläge, auch zur Patientensteuerung und Eigenverantwortung, ergebnisoffen diskutieren“.
„Berlin im Dialog“ erwies sich erneut als streitbarer Workshop, in dem unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven zum deutschen Gesundheitssystem ausgetauscht wurden. Die Veranstalter zeigten sich mit dem Verlauf und der Resonanz zufrieden. Die Gelegenheit zum Networking wurde beim Vorabendessen und in den Pausen ausgiebig genutzt.
“Berlin im Dialog“ ist in Berlin etabliert
Die gesundheitspolitische Gesprächsrunde der Bayer Vital GmbH wurde vor 29 Jahren ins Leben gerufen. Seit 2007 lädt die Abteilung Health Policy der Bayer Vital GmbH gemeinsam mit dem Krankenhausunternehmen Vivantes nach Berlin ein, um aktuelle Entwicklungen im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich zu diskutieren. Mit mehr Diskussionen und konzentriert auf einen Tag hat sich die Veranstaltungsreihe als Diskussions-Plattform in Berlin etabliert und erntet positive Resonanz.