"Berlin im Dialog": Gesundheitspolitik in Deutschland kontrovers diskutiert

Christian Lauterbach, Geschäftsführer Bayer Vital, im Austausch mit Teilnehmenden

Die langjährige gesundheitspolitische Diskussionsveranstaltung „Berlin im Dialog“ wurde unter Anwesenheit von Christian Lauterbach, Geschäftsführer der Bayer Vital und zahlreichen Gästen in Berlin erfolgreich abgeschlossen. Viele Vortragende betonten, dass trotz „Ampel-Aus“ Reformen im Gesundheitssystem nicht liegenbleiben dürften. Das Symposium, organisiert von der Abteilung Health Policy der Bayer Vital in Zusammenarbeit mit Vivantes, bot erneut eine geeignete Plattform für Vorträge und kontroverse Diskussionen.

Hoch motiviert startete die Ampel-Koalition vor fast drei Jahren als „Fortschrittskoalition“, steht nun jedoch vor dem Aus und hinterlässt einige unerfüllte Gesetzesvorhaben. Zudem steht die gesetzliche Krankenversicherung wie nie zuvor unter hohem finanziellem Druck. Grund genug für die Expert*innen aus Politik, Selbstverwaltung, Wissenschaft und Industrie für weitere Reformen zu werben. Zwei Tage lang wurde intensiv, agil und kontrovers über Verbesserungen im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich diskutiert.

Dass die Pharma-Branche mit ihren global agierenden Unternehmen stabile Rahmenbedingungen benötigt, um weiterhin am Standort Deutschland zu forschen und zu produzieren, betonte der Geschäftsführer der Bayer Vital GmbH, Christian Lauterbach, in seiner Eröffnungsrede. Er lobte das Medizinforschungs- sowie die Digitalgesetze als Schritte in die richtige Richtung. Christian forderte aber auch eine Weiterentwicklung des seit 13 Jahren bestehenden Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG). „Wir haben den gemeinsamen Auftrag dieses System fortzuentwickeln. Jetzt müssen wir mit Pragmatismus ins Tun kommen“, sagte Christian. Der Bundestagsabgeordnete und SPD-Digitalexperte Matthias Mieves ergänzte in seinem Statement, dass der Bruch der Koalition auch als Chance zu sehen sei. Mit „Lasst uns machen“, gemäß dem Titel der Veranstaltung, sei die begonnene digitale Transformation in der nächsten Legislaturperiode fortzuführen.

In diesem Jahr wurden zudem Praxisbeispiele vorgestellt. Der motivierende Vortrag von Prof. Irit Nachtigall von Vivantes verdeutlichte, dass bedarfsorientierte Forschung in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie und nun auch mit Bayer, für den Klinikkonzern von großer Bedeutung seien. Dr. Volker Eissing, Medizinisches Versorgungszentrum Papenburg, zeigte auf, das neue Strukturen, Team-Arbeit, Delegation und Spezialisierung die ambulante Versorgung weiter qualifizieren können.

Jüngste Arzneimittelreformen und zukünftiger Reformbedarf und der Umgang mit hochpreisigen Arzneimitteln standen weiter auf der Agenda. Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, wies darauf hin, dass die Dynamik in der Kostenentwicklung bei patentgeschützten Medikamenten im Vergleich zu der bei Generika-Arzneimitteln eine „Zerreißprobe für die Solidarität“ darstellt. Welche Ansätze es für eine veränderte Preissystematik gebe, stellte der Gesundheitsökonom Prof. Greiner (Universität Bielefeld) anhand von diversen Reformoptionen vor. Zum Abschluss resümierte Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin, Pharma Deutschland: „Forschung und Entwicklung macht nur Sinn, wenn sie mit einem Produkt in einen Markt mündet – und zwar unter zuverlässigen und wirtschaftlich annehmbaren Bedingungen.“

„Berlin im Dialog“ erwies sich erneut als streitbarer Workshop, in dem unterschiedliche Standpunkte zum deutschen Gesundheitssystem präsentiert wurden. Die Veranstalter zeigten sich mit dem Verlauf zufrieden, der auch Gelegenheit zum vertieften Netzwerken bot.

Aus den „Bad Orber Gesprächen“ hat sich “Berlin im Dialog“ etabliert 

Die gesundheitspolitische Gesprächsrunde der Bayer Vital GmbH wurde 1995 in dem gleichnamigen hessischen Kurort durch die Schering GmbH gegründet. Seit 2007 lädt die Abteilung Health Policy der Bayer Vital GmbH gemeinsam mit dem Krankenhausunternehmen Vivantes nach Berlin ein, um aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitspolitik zu diskutieren. Mit mehr Diskussionen, jüngerem Publikum und einer online-Evaluierung wurde die lang etablierte Veranstaltungsreihe aufgefrischt.